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Allgemeine Erläuterung zum Thema Shapiro-Keyser-Zyklone und Stingjet


Hallo,

nachfolgend eine Erklärung der verschiedenen Modelle zur Betrachtung von Zyklogenesen.

Es gibt zwei Arten von Tiefs in unserem Raum:
- Das Tief nach dem norwegischen Modell, also das "stinknormale" mit Warmfront, Kaltfront, Okklusion und Okklusionspunkt.
- eine Sonderform, die aus einer subtropischen oder tropischen Entstehungsgeschichte resultiert. Das besondere daran ist, dass die Warmfront sehr stark ausgeprägt ist und die Kaltfront, die normalerweise besser ausgeprägt ist, kaum aktiv ist. Das ganze sieht dann aus, wie ein Hammerkopf oder ein T-Bonesteak, deswegen auch die umherschwirrenden Begriffe, sobald so ein Tief auftaucht. Außerdem hat dieser Typ in seiner Entwicklungsphase keinen Okklusionspunkt, d.h., dass die Kaltfront ohne eine Verbindung zur Warmfront, also ohne "Aufhängungspunkt" durch die Gegend wandert, meist aber im Winkel von 90°.

Grafik:

Quelle: www.cimms.ou.edu

Das Interessante an diesem Shapiro-Keyser-Tief ist seine Energie wegen seiner subtropischen Herkunft. Denn üblicherweise bildet generell ein starkes Tief eine sogenannte dry intrusion aus (= trockener Oberstrom). Dann ist die Anziehungskraft des Tiefkerns so stark, dass sogar trockene Luft aus der Stratosphäre mit in das System in der Troposphäre einbezogen wird. Das ist am Boden als klarer und wolkenfreier Himmel nach Kaltfrontdurchzug in Kernnähe zu sehen.
Bei der Shapiro-Keyser-Zyklone tritt allerdings manchmal folgendes Phänomen auf:
Die Warmfront wickelt sich durch die Corioliskraft um den Bodendruckkern (genauso wie die Okklusion beim normalen Tief). Räumlich gesehen befindet sich direkt daneben die dry intrusion, die trockene Luft in das System nach der Kaltfront einbringt.

Nun passiert folgendes: In die Luft hinter der recht inaktiven Kaltfront gerät die eingezwirbelte Warmfront in den dry intrusion Bereich. Somit verdunsten die Wolken in der trockenen Stratosphärenluft und gewinnen durch die Freisetzung latenter Energie an Fallgeschwindigkeit. Das trockene Förderband, dass die Luft nun in Bodennähe bringt, nennt sich sting jet. Mit diesem Band ist also möglich, dass Fallböen und Höhenwind in dem Bereich der dry intrusion hinter der Kaltfront in Kernnähe mit und OHNE Konvektion bis zum Boden heruntergemischt werden. Und genau das ist das Gefährliche daran, denn diese Böen sind bei einer gut ausgeprägten Zyklone mit sting jet meist die stärksten Böen überhaupt im System.
Ich hoffe ich konnte das jetzt einigermaßen verständlich formulieren.

edit:
In diesem Beitrag habe ich einmal die grundlegenden Eigenschaften eines Shapiro-Keyser-Typs herausgearbeitet:
Quelle: Orkantief Joachim
Es handelt sich dabei um das Orkantief Joachim, das uns am Freitag überquert. Erstaunlich, dass GFS diese Rechnung schon so am 09.12.2011 für den 16.12.2011 drin hatte.



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© Florian Huber

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