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Synoptischer Hintergrund zu Orkantief Christian


Morgen wird Orkantief Christian Deutschland einen stürmischen Besuch abstatten. Das besondere aus synoptischer Sicht ist dabei die Gattung dieses Tiefs, die sich auch in der Frontenanalyse niederschlägt.

Zu sehen ist eine lange, sehr wetter aktive Warmfront und eine Kaltfront, die ohne Verbindung zur Warmfront ist. Daher bildet sich auch keine Okklusion aus. Warum das so ist erfahrt Ihr in der folgenden Erklärung:

Es gibt zwei unterschiedliche Gattungsformen von Tiefdruckgebieten. Die "handelsüblichen" Tiefs werden durch den Norwegischen Typ definiert und besitzen Warmfront, Kaltfront und Okklusion. Diese sind sehr geprägt von der Kaltlufttadvektion an der Frontalzone und ziehen ihre Energie aus dem Kaltluftförderband ("cold conveyor belt").

Manchmal kommt es allerdings bevorzugt im Winterhalbjahr vor, dass sich ein Tief im rechten Jeteinzug an der Frontalzone bildet und somit stark von Warmluft bestimmt ist. Diese Tiefs nennt man Shapiro-Keyser Zyklonen, welche ihre Stärke vorwiegend aus dem warmen Förderband ("warm conveyor belt") beziehen.

Weil bei diesen Tiefdruckgebieten das Warmluftregime äußerst stark ausgeprägt ist, ist hier auch eine sehr mächtige und regenintensive Warmfront vorhanden. Im Gegensatz dazu ist, die Kaltfront allerdings äußerst schwach ausgeprägt und besitzt aufgrund von fehlendem Antrieb durch das kalte Förderband nicht die Möglichkeit, die Warmfront zu erreichen. Daher hat eine Shapiro-Keyser Zyklone auch keine Verbindung zur Warmfront und ist nicht in der Lage eine Okklusion (Kaltfront holt Warmfront ein) auszubilden.

Weil solche Tiefs im Satellitenbild wie ein großer Hammerkopf oder T-Bone-Steak aussehen, haben sie auch dementsprechend diese Spitznamen erhalten.

In einem solchen Hammerkopftief ist durch die schwache Kaltluftaktivität eine Labilisierung der Luft kaum möglich, sodass in stabilem Umfeld kaum Schauer oder Gewitter entstehen. Daher ist im Warmsektor (zwischen Warmfront und Kaltfront) eher mit einem gleichmäßigem und andauerndem Sturm mit recht warmen Umgebungstemperaturen zu rechnen.

Allerdings weist eine T-Bone-Zyklone folgende Besonderheit auf:
Wickelt sich die Warmfront nun um den Tiefkern, so gerät sie an der Spitze der gebogenen Form hinter die Kaltfront. Dort ist die Luftmasse durch das Absinken ("postfrontale Subsidenz") bei dem meist auch Luft aus der Stratosphäre ("Dry Intrusion") miteinbezogen wird, sehr trocken. Gerät nun die eingezwirbelte Warmfrontspitze mit ihrer Wolkenschleppe in diesen Bereich, so lösen sich die Wolken rasch auf. Bei diesem Prozess wird allerdings massenweise Verdunstungskälte freigesetzt, sodass die Luftpakete ein höheres Gewicht durch Abkühlung erhalten und somit zum Boden sausen. In diesem Abwindkanal zwischen zurückgebogener Warmfront und Kaltfront, der als "Sting Jet" bezeichnet wird, treten die höchsten Windgeschwindigkeiten bei einer Shapiro-Keyser Zyklone auf, da dort durch vertikalen Impulstransport ohne Konvektion die starken Höhenwinde bis zum Boden herabtransportiert werden. Bei "normalen" Tiefs norwegischem Typs sind die stärksten Böen an der Kaltfront oder in Konvektionsumfeld vorzufinden.

Beispiele für solche Zyklogenesen sind die Orkane Joachim (2011) und Xynthia (2010), wobei bei letzterem durch einen starken Sting Jet im westlichen Mitteleuropa Böen von 100 bis 130 km/h im Flachland auftraten.

Grafik:

Quelle: wetterzentrale.de, adaptiert



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© Florian Huber

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